1943-10-21 @ Liquidierung Minsker Ghetto

Geschichte Port Woling – Das Mins­ker Ghetto in der weiß­rus­si­schen Sowjet­re­pu­blik der UdSSR war in den Jah­ren der deut­schen Besat­zung im 2. Welt­krieg ein Ort des kon­zen­trier­ten, plan­mä­ßi­gen, ras­sis­ti­schen Ver­nich­tungs­krie­ges des deut­schen Faschis­mus zur Zer­stö­rung des „jüdi­schen Bolschewismus“


Ghetto zur Vernichtung

Das Ghetto

Der Holo­caust begann in Minsk mit dem Ein­marsch Deutsch­lands. Minsk, die Haupt­stadt der bela­rus­si­schen Sowjet­re­pu­blik der UdSSR, war einer der ers­ten sowje­ti­schen Städte, die von den deut­schen Besat­zern okku­piert wur­den. Nur weni­gen jüdi­schen Men­schen gelang die Flucht.

Die Faschis­ten orga­ni­sier­ten sofort die Ver­fol­gung der Juden – zu dem Zeit­punkt ein Drit­tel der Bevöl­ke­rung der Stadt. Sie errich­te­ten in der Stadt ein Ghetto, das ab Juli 1941 bis zum 21.10.1943 bestand.

Am 19. Juli 1941 erließ die deut­sche Wehr­macht einen Befehl über die Schaf­fung des Mins­ker Ghetto.

Es ent­stand auf dem Gebiet der Rakow­s­ker Vor­stadt auf einer Flä­che von etwa 2 Qua­drat­ki­lo­me­tern, umzäumt mit Sta­chel­draht. Das Mins­ker Ghetto war das zweit­größte in den besetz­ten Gebie­ten der Sowjet­union nach dem Lem­ber­ger Ghetto – ver­gleich­bar in den Aus­ma­ßen mit dem War­schauer Ghetto.

Ein erns­tes Pro­blem im Ghetto war das Gedränge – einem Men­schen stand etwa 1,5 Qua­drat­me­ter Wohn­flä­che zur Ver­fü­gung. In einem Raum wohn­ten oft meh­rere Fami­lien. Das Essen war knapp. Das Haupt­ge­richt waren Kar­tof­fel­scha­len und Essens­reste. Zuerst fan­den Erschie­ßun­gen von Juden auf dem Ter­ri­to­rium des Ghet­tos statt. Bald nahm das Töten einen Mas­sen­cha­rak­ter an – ein­schließ­lich Frauen, Kin­der und ältere Men­schen.1

Am 21. Okto­ber 1943 wurde das Mins­ker Ghetto, das größte in Bela­rus, von den Faschis­ten liquidiert.

In nur 800 Tagen sei­nes Bestehens wur­den dort mehr als 100.000 Men­schen ver­nich­tet. Die grau­same Inter­nie­rung, Fol­ter und Tötung von Häft­lin­gen dau­erte über zwei lange Jahre. Ukrai­ni­sche, litaui­sche und let­ti­sche Poli­zis­ten und Kol­la­bo­ra­teure nah­men an dem Mas­sa­ker teil. Das Ghetto war auch für das deut­sche Kom­mando eine wich­tige Res­source für Zwangs­ar­beit und Berei­che­rung von Kriegsprofiteuren.

Die Opfer

Unter den Opfern befan­den sich mehr als 70.000 Juden aus Minsk und 7.000 depor­tierte Juden aus Deutsch­land, Öster­reich und der Tsche­cho­slo­wa­kei. Bereits 1941 wur­den mehr als 20.000 Men­schen, haupt­säch­lich weiß­rus­si­sche Juden, bei Aktio­nen der Mas­sen­ver­nich­tung durch die Faschis­ten getötet.

Nach Anga­ben der weiß­rus­si­schen His­to­ri­ke­rin Galina Knatko befan­den sich seit April 1943 nur noch etwa 8.500 Gefan­gene im Ghetto. Am 16. Sep­tem­ber wurde mit einem Zug eine unbe­kannte Zahl jüdi­scher Män­ner aus Minsk ins Todes- und Ver­nich­tungs­la­ger Sobi­bor ver­legt. Es folgte ein wei­te­rer Trans­port, auf dem sich 400 bis 500 Juden aus Minsk befan­den. Am 18.09.1943 ver­ließ ein wei­te­rer Zug Minsk nach Sobi­bor mit etwa 2.000 Juden. Unter den Depor­tier­ten war auch der zukünf­tige Anfüh­rer des Auf­stands von Sabi­bor Alex­an­der Pech­ersky (siehe Anhang “Bewah­rung der Geschichte”). Anfang Okto­ber 1943 wur­den wei­tere Juden von Minsk nach dem Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ausch­witz depor­tiert. Die letz­ten Opfer des Ghet­tos wur­den in den Tagen vor der Schlie­ßung des Ghet­tos von den Faschis­ten ermor­det. Nur ein klei­ner Teil der Gefan­ge­nen über­lebte. Eini­gen gelang die Flucht in Par­ti­sa­nen­ge­biete. Wenige über­lebte im soge­nann­ten „Mini-Ghetto“ in Mins­ker Betrie­ben, Kel­lern und Erd­lö­chern.2

Fazit

Auf dem Gebiet von Bela­rus wur­den von den deut­schen Faschis­ten über 250 Ghet­tos geschaf­fen. Von den 900.000 Juden in Bela­rus über­leb­ten nur Wenige – etwa 90% wur­den ermor­det. Jeder Dritte Ein­woh­ner von → Bela­rus kam im 2. Welt­krieg um’s Leben.

Am 3. Juli 1944 wurde Minsk von der Roten Armee im Rah­men der Ope­ra­tion Bagra­tion (22.06. bis 29.08.1944) befreit3. Am → Tag des Sie­ges wird jedes Jahr der Opfer und des Sie­ges über die Faschis­ten gedacht. Wie sieht die Erin­ne­rung in Deutsch­land aus?

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Wolf­gang Kiessling (alias Woling – www.port-woling.net, alias Wolle Ing – www.wolle-ing.de)
Quellen
Bewahrung der Geschichte
  • Die Alex­an­der-Pech­ersky-Stif­tung (Фонд Александра Печерского) ver­ewigt die Erin­ne­rung an die Teil­neh­mer des Wider­stands in den Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern der Nazis, die Unter­grund­kämp­fer, die gegen die Nazis kämpf­ten und an die Opfer der deut­schen Besat­zung. Die Mis­sion der Stif­tung: „Wir hal­ten es für äußerst wich­tig, alle Hel­den des Wider­stands in den Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern der Nazis und alle Kämp­fer im Unter­grund zu benen­nen, um ihr Leben und ihre Leis­tun­gen so voll­stän­dig wie mög­lich zu rekon­stru­ie­ren, um ihre Erin­ne­rung an sie für zukünf­tige Gene­ra­tio­nen zu bewah­ren.“ Zur Web­site der Stif­tung > https://pechersky.org
Nachsatz

Das Thema Erin­ne­rung und Auf­klä­rung bleibt ein am Anfang ste­hen­des Erfor­der­nis – leicht gesagt und schwer getan. Es erfor­dert viel Mut, viele Ideen, Mit­wir­kende, Platt­for­men und eine zuneh­mende sowie enge Ver­net­zung. Port Woling betreibt wei­ter Auf­klä­rung u.a. zu den Themen …

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