1945-02-13 @ Bombennacht in Dresden

Geschich­te Port Woling – Feu­er­sturm über Dres­den, der Stadt mas­si­ve Bom­bar­die­rung und voll­stän­di­ge Zer­stö­rung in nur einer Nacht – die bei­spiel­lo­se Rück­kehr des deut­schen Ver­nich­tungs­feld­zugs in die eige­nen Wän­de – Mah­nung über die Aus­wir­kun­gen von Krie­gen, auch auf alles Zivile


Feuersturm über Dresden

Dres­dens Infer­no am 13./14./15. Febru­ar 1945.

Port Woling - Information, AufklärungDer bekann­tes­te Luft­an­griff des Zwei­ten Welt­kriegs – aus­ge­führt von der eng­li­schen Roy­al Air Force Bom­ber Com­mand, ver­stärkt mit US-Bom­bern. Eine Bom­ben­nacht bzw. Luft­an­griff auf die Stadt mit meh­re­ren Angriffs­staf­feln von weit über 1000 Bombern.

Es geschah nur 3 Mona­te vor Ende des 2. Welt­krie­ges. Der Vor­wand der Angrei­fer – die Stadt wäre ein Nach­schub- und Mili­tär­la­ger für die Front. Noch mehr war sie voll gestopft mit Kriegs­flücht­lin­gen. Der vor­an­ge­gan­ge­ne deut­sche Luft­krieg gegen eng­li­sche Städ­te setz­te eine Gewalt­spi­ra­le in Gang. Die Bom­ben- und Brand­höl­le – ein Feu­er­sturm über­zog die gan­ze Stadt.

Der mili­tä­ri­sche Nut­zen der Ver­nich­tung der Stadt war, genau­so wie bei den ame­ri­ka­ni­schen Atom­bom­ben über Hiro­shi­ma und Naga­sa­ki oder den deut­schen Flä­chen­bom­bar­die­run­gen von Lon­don, Coven­try, Bir­ming­ham, Man­ches­ter und Shef­field, zwei­fel­haft. Nach dem heu­te gel­ten­den Völ­ker­recht wür­de man die­se Angrif­fe alle­samt als Kriegs­ver­bre­chen einstufen.

In Dres­den wur­de ein regel­rech­ter Brand­tep­pich gelegt aus tau­sen­den Spreng- und Brand­bom­ben. Die flüs­si­gen Brand­be­schleu­ni­ger lie­ßen sogar die Elbe bren­nen, in die sich Men­schen flüch­te­ten. Zuerst wur­den Leucht­mit­tel abge­wor­fen, um das Ziel­ge­biet für die fol­gen­den Bom­ber zu mar­kie­ren. Dann folg­ten Spreng­bom­ben, die die Dächer und Häu­ser­mau­ern auf­ris­sen. Nach­fol­gend fie­len flä­chen­de­ckend Brand­bom­ben, die die Stadt in eine Feu­er­höl­le verwandelten.

Dresden 13./14.02.1945
Dres­den 13./14.02.1945 (Bild: Netzfund)

Die Brand­bom­ben ent­hiel­ten ver­schie­de­ne Brand­be­schleu­ni­ger, die beson­ders hohe Tem­pe­ra­tu­ren bis über 2000 Grad erzeug­ten und zum Teil sogar unter Was­ser wei­ter brann­ten, so Ther­mit (Mischung aus Alu­mi­ni­um und Eisen­oxid), wei­ßen Phos­phor (der sich beim Kon­takt mit Sau­er­stoff selbst ent­zün­det) und spe­zi­el­le grö­ße­re Spreng­brand­bom­ben mit Mischun­gen aus Ben­zol und Napalm (ver­dick­tes Ben­zin, kleb­ri­ge Mas­se, die in die Kel­ler und Kana­li­sa­tio­nen kroch).

Am 13. Febru­ar abends kurz nach 22:00 Uhr begann der Angriff. Es gab so gut wie kei­ne Gegen­wehr durch Flie­ger­kräf­te oder Flug­ab­wehr­ge­schüt­ze. Die his­to­risch gepräg­te Stadt von inter­na­tio­na­ler und hoher kul­tu­rel­ler Bedeu­tung rech­ne­te nicht mir einem Angriff auf sei­ne Men­schen und uner­setz­li­chen Kul­tur­schät­ze. Die 1. Angriffs­wel­le warf 529 Luft­mi­nen und 1800 Spreng- und Brand­bom­ben mit ins­ge­samt 900 Ton­nen Gewicht auf das Stadtgebiet.

Nach nur 15 Minu­ten Bom­bar­de­ment durch die 1. Flie­ger­staf­fel stan­den bereits drei Vier­tel der Dresd­ner Alt­stadt in Flam­men.

Nachts nach 1:00 Uhr folg­te die 2. Angriffs­wel­le, in der 965 Ton­nen Spreng- und 891 Ton­nen Brand­bom­ben abge­wor­fen wur­den. Hier schon benö­tig­ten die Flie­ger kei­ne Mar­kie­rung zur Ziel­lei­tung mehr. Schon im Anflug aus über 50 km Ent­fer­nung sahen sie nachts das bren­nen­de Ziel. Damit war Dres­den eigent­lich schon völ­lig vernichtet.

Trotz­dem folg­ten am 14. und 15. Febru­ar eine drit­te und vier­te Angriffs­wel­le, jeweils gegen Mit­tag. Neben den groß­flä­chi­gen Stadt­ge­bie­ten und his­to­ri­schen Monu­men­tal­bau­wer­ken wur­den auch der Bahn­hof und Rüs­tungs­be­trie­be völ­lig zerstört.

Am 2. März und 17. April folg­ten noch wei­te­re Angrif­fe jeweils mit 980 und 1.731 Ton­nen Bom­ben auf Rand­ge­bie­te der Stadt und Indus­trie­zen­tren (Quel­le des Zah­len­ma­te­ri­als: Wiki­pe­dia – Bei­trag » Luft­an­grif­fe auf Dresden).

Die Brand­zen­tren wirk­ten wie ein gefähr­li­cher Stru­del im Oze­an – sie zogen mit gro­ßer Kraft aus der Umge­bung den Sau­er­stoff in sich hin­ein, Men­schen wur­den in Mas­sen in sie rein­ge­so­gen. Die Men­schen erstick­ten oder ver­brann­ten in den Schutz­kel­lern und Kana­li­sa­tio­nen, wur­den auf den Stra­ßen zer­ris­sen, in ein­stür­zen­den Häu­sern zer­malmt, von den Feu­ers­brüns­ten grau­sam in Mit­lei­den­schaft gezogen.

Der Ver­lust an Men­schen­le­ben in einer ein­zi­gen Bom­ben­nacht lag bei 25.000 – wie nach­träg­li­che Über­prü­fun­gen der Opfer­zahl durch His­to­ri­ker-Kom­mis­sio­nen bestä­tig­ten. Es war der höchs­te Ver­lust an Todes­op­fern einer ein­zi­gen Bom­ben­nacht wäh­rend des gesam­ten Krie­ges in Europa.

Zur Opfer­zahl bleibt eine Fra­ge offen. Die­se Schät­zung konn­te im Grun­de nur auf Basis der erfass­ten Ein­woh­ner Dres­dens erfol­gen. Konn­te sie auch die Mas­sen an Flücht­lin­gen im 6stelligen Bereich in der Stadt über­schau­en? Wo blie­ben die Geflüch­te­ten? Eini­ge His­to­ri­ker unter­such­ten spä­ter tief­grün­dig, was mit Hun­der­tau­sen­den Flücht­lin­gen in und um Dres­den in der Nacht pas­sier­te. Sie stell­ten auch die offi­zi­el­le Opfer­zahl und gewor­fe­nen Ton­na­gen an Bom­ben von Dres­den ins Ver­hält­nis zu den Bom­bar­de­ments auf ande­re Groß­städ­te in Deutsch­land. Ihnen blieb kein ande­rer Schluss, als die Anzahl der Todes­op­fer jen­seits der Hun­der­tau­send zu vermuten.

Die gan­ze Stadt lag nach dem Feu­er­sturm in Trüm­mern – auch die Frau­en­kir­che, in deren Kel­lern Film­ar­chi­ve ver­brann­ten. Die Tem­pe­ra­tu­ren über­stie­gen im Inne­ren der Kir­che 1000 Grad. Der Sand­stein hielt dem nicht stand. Weni­ge Tage nach dem Bom­bar­de­ment stürz­te das gro­ße Bau­werk in sich zusammen.

Der Film »Dres­den« lie­fert ein authen­ti­sches, gewal­ti­ges Zeug­nis des Gesche­hens. Vie­le der heu­ti­ge Men­schen im Osten Deutsch­lands, aber auch aus vie­len ande­ren Städ­ten, denen annä­hernd Ähn­li­ches wider­fuhr (ob Ham­burg, Swi­ne­mün­de, Köln, Chem­nitz, Essen, Schwein­furt, Nürn­berg im dama­li­gen Deutsch­land oder War­schau und Sta­lin­grad im Osten), haben das Grau­en aus vie­len Über­lie­fe­run­gen ihrer Vor­fah­ren in Erinnerung.

Heu­te sagen ›Volks­ver­tre­ter‹, es dür­fe sich nicht wie­der­ho­len – was für ein Wider­sinn. Und in der Tat bau­en sie Kri­sen, Feind­bil­der und neue Krie­ge, um pro­fi­ta­blen und revan­chis­ti­schen Gelüs­ten zu fol­gen. Beim nächs­ten gro­ßen Krieg und Infer­no wird das Grau­en wohl noch unvor­stell­ba­rer. Das Nie-Wie­der, was Regie­ren­de schein­hei­lig rufen, ver­schlei­ert nur ihre erneu­ten Kriegspläne.

Ver­bre­cher und Dem­ago­gen sind Jene, die vor Schlim­men war­nen und es doch wie­der her­vor­ru­fen! Kri­mi­nel­le, die Kor­rup­ti­on, Kri­sen, Krie­ge, neue Bom­ben­näch­te, Aneig­nung und Feld­zü­ge auf frem­de Ter­ri­to­ri­en befördern.

Ich erin­ne­re an eine schreck­li­che Bom­ben­nacht. Die Leh­ren aus gro­ßen Krie­gen haben kei­ne Sub­stanz, wenn wir die Scharf­ma­cher der gie­ri­gen Welt­plün­de­rer regie­ren las­sen, wenn ihr ver­ein­nahm­tes Fuß­volk gegen die eige­ne Gesell­schaft mar­schiert. Sie wer­den noch schlim­me­re Bom­ben­näch­te her­bei­ru­fen. Alles Nie-Wie­der hat dann kei­nen Wert. Und vie­le haben dann wie­der ver­ges­sen, wie es begann.

Mei­ne vor 3 Jah­ren ver­stor­be­ne Mut­ter stand als 6jährige in der Bom­ben­nacht in einem klei­nen Dorf am obe­ren Rand des Dres­de­ner Tal­kes­sels. Sie erleb­te mit ihren 7 Geschwis­tern und ihrer Mut­ter ein Infer­no, das sich ihr ein Leben lang im Kopf ein­brann­te. Eine Bom­be ver­lor sich außer­halb Dres­dens ganz in ihrer Nähe – es war zum Glück ein Blind­gän­ger. Hat sie die­se Erin­ne­rung mit ihren Genen vererbt?

Ich – ein → Frie­dens­sol­dat für immer – for­de­re alle Sol­da­ten in unse­rem Land auf, sich selbst danach zu fra­gen, war­um Men­schen Men­schen töten.

War­um wurden/werden in Krie­gen Zivi­lis­ten und kul­tu­rel­le Errun­gen­schaf­ten so in Mit­lei­den­schaf­ten gezo­gen? Wo ist heu­te eure frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Ord­nung, die Frie­den und Mei­nun­gen ver­bie­tet, das Volk ver­armt und Geno­zi­de unter­stützt? Die­se Fra­gen ste­hen unzwei­fel­haft, denn Auf­ga­be des Sol­da­ten ist in einer impe­ria­lis­ti­schen Armee eben nicht nur das Ver­tei­di­gen, wie es euch gepre­digt wird. Ihr sollt für Obe­re neh­men und töten. Die Fra­ge nach dem Töten fin­det im mensch­li­chen Ermes­sen kei­ne plau­si­ble Ant­wort – Töten und erobern ist nicht intel­li­gent, nicht hel­den­haft, son­dern ein­fach nur grausam.

Jun­ge Men­schen – wer­det NIE Sol­dat für ein von Grund auf krie­ge­ri­sches Sys­tem, am Ende des­sen im bes­ten Fall nur wie­der Lei­chen­ber­ge, Asche und Rui­nen in unse­ren Städ­ten übrig blei­ben – im schlimms­ten Fall Alles nur noch pul­ve­ri­siert ist und Nie­mand mehr davon berich­ten kann. Eure Gestel­lungs­be­feh­le sind schon geschrie­ben. Ver­lasst bei Anzei­chen recht­zei­tig die­ses Land, das euch in Schüt­zen­grä­ben zwin­gen will – bevor die Gren­zen zu sind. Ihr könnt euch nur im Frie­den ver­wirk­li­chen und glück­lich sein. Seid immer Strei­ter für den Frieden.

Dres­den wur­de in der DDR wie­der auf­ge­baut – die Frau­en­kir­che blieb ein Mahn­mal und wur­de spä­ter wie­der errichtet.

Die Zer­stö­rung Dres­dens wur­de zu einem Sym­bol für die Sinn­lo­sig­keit von Krie­gen, Erobe­rungs­ei­fer und Ver­nich­tungs­krieg, das ein­her­ge­hen­de Leid der Zivil­be­völ­ke­rung, aber auch den Nie­der­gang kul­tu­rel­ler Schät­ze. Die Stadt trägt die Sym­bo­lik eines glo­ba­len Gedenk­steins für die ver­nich­ten­den Mecha­nis­men von Krie­gen, aber auch von Obe­ren aus­ge­hen­den Faschis­mus, Natio­na­lis­mus oder Revanchismus.

DRESDEN MAHNT!

Schaut in das Titel­bild des Bei­trags, in das Gesicht die­ser schö­nen Stadt. Seht, was am Hori­zont auf­zieht. Weh­ret dem media­len und insti­tu­tio­nel­len → Ter­ror, der wie­der Men­schen fehl­lei­tet, wie­der Feind­bil­der und Krie­ge pro­vo­ziert. Weh­ret dem wach­sen­den → Mili­ta­ris­mus und den wie­der voll­zo­ge­nen Anfän­gen des → Faschis­mus.

Nie wie­der kriegs­tüch­tig – nie mehr Krieg!

Wolf­gang Kiessling (ali­as Woling – www.port-woling.net, ali­as Wol­le Ing – www.wolle-ing.de)

Quellenverzeichnis
Nachsatz

Das The­ma Erin­ne­rung und Auf­klä­rung bleibt ein am Anfang ste­hen­des Erfor­der­nis – leicht gesagt und schwer getan. Es erfor­dert viel Mut, vie­le Ideen, Mit­wir­ken­de, Platt­for­men und eine zuneh­men­de sowie enge Ver­net­zung. Port Woling betreibt wei­ter Auf­klä­rung u.a. zu den Themen …

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