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Soldaten für den Frieden
Appell Port Woling - Zum Friedensappell der Führung der ehemaligen DDR-Streitkräfte gegen NATO-Kriegspolitik
Friedensappell von Ex-DDR-Soldaten
Ehemalige Soldaten und Offiziere der DDR warnen in einem Appell angesichts des neuen West-Ost-Konflikts vor Krieg und fordern Kooperation statt Konfrontation mit Russland. In der Geschichte Deutschlands einmalig steht die Tatsache, dass sich Angehörige einer ehemaligen Armee über ihre Staatsoberen hinweg für den Frieden öffentlich aussprechen. Voxpopuli unterstützt den Aufruf und veröffentlicht daher an dieser Stelle den vollständigen Text des Appells der ehemaligen DDR-Militärs, der am 5. Mai 2015 öffentlich vorgestellt wurde (Quelle: Junge Welt, 06.05.2015). Einleitend dazu einige persönliche Gedanken.
1981 schwor ich meinen Fahneneid, einen Eid, der dem Soldatsein einen tiefen Sinn gab - den Sinn, Alles zu tun, um den Frieden zu erhalten. Nach dem verheerenden 2. Weltkrieg konnte einfach kein anderer Anspruch bestehen. Am Ende meines Fahneneides schwor ich: “Sollte ich jemals diesen meinen feierlichen Fahneneid verletzen, so möge mich die harte Strafe … und die Verachtung des werktätigen Volkes treffen.”
Bis heute war dieser in der DDR geleistete Fahneneid mein Leitmotiv. Es ist für viele Offiziere eine Frage der Ehre, wie man dazu steht. Und Ehre lebte ich als Offizier und Mensch ganz bewusst - es bedeutet mir viel. Diesen Eid zu brechen oder durch einen anderen zu ersetzen, wäre für mich einem Verbrechen und Verrat an den friedliebenden Menschen gleichgekommen. Ein Eid ist kein Wechselhemd. Der Eid des Offiziers ist Mission für das Leben. Man stirbt damit in Ehre. Der Eidbrecher wird damit verdammt für den Verrat. Das sollten übrigens auch hierzulande Obere im Kanzleramt wissen, die ebenfalls einen Amtseid leisteten. Als Offizier trug ich zu jeder Zeit bei mir die Stimme des Friedens, die da lautet “Lasst uns keinen Krieg führen!” Auch gegen Treibholz oder Feinde im eigenen Lager - u. a. in Form von Stasi-Spitzeln, die analog zu den Werkzeugen der heutigen » Globalen STASI damals danach trachteten, meine Persönlichkeit psychisch und physisch zu vernichten - hielt ich diese Überzeugung aufrecht.
Wie sieht es aktuell aus. Die NATO-Führer haben - was die Rolle Russlands betrifft - wieder ein Problem mit der Dialektik. Russland wäre der Kriegstreiber - berichten hiesige Medien - dementsprechend agiere die NATO. Wenn wir als Öffentlichkeit kausale Zusammenhänge betrachten, sehen wir in der Vergangenheit eine bedenkenlose Politik der NATO-Osterweiterung, die darin gipfelt, dass die USA ihr Atomwaffenpotential auf dem europäischen Präsentierteller (in Deutschland) modernisiert, statt es zu vernichten. Was also erwartet man - wie solle Russland reagieren? Wir erleben durch den Westen keine Friedenspolitik, sondern gefährliche Machtausübung vor allem im Interesse des Finanzkapitals. Wenn die westlichen und NATO-Machthaber diesen Weg weitergehen, werden sie eines Tages - wenn sie und wir es erleben - ein Fall für einen Gerichtshof der Völker. Man kann ihnen nur raten, mit mehr Sachverstand zu agieren, wie es Soldaten für den Frieden eigen sein sollte.
Politische, militär-historische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und humanitäre Aspekte - die hier unter Voxpopuli an anderer Stelle zu analysieren sind - lassen einen Schluss zu. NUR MIT RUSSLAND ist ein dauerhafter europäischer Frieden, wirtschaftliche Kooperation zum Vorteil des gesamten euro-asiatischen Kontinents und weiterführend mit globalen Impulsen möglich.
Entfalten wir die Vision einer wirtschaftlichen, politischen, humanistischen & Sicherheitspartnerschaft zwischen Nordatlantik und Beringstraße - mit Russland als vollwertigem Mitglied. Gebt Russland die nötige Achtung zurück gegenüber seiner großartigen Geschichte und seiner Menschen - und ihr werdet wertvolle Freunde und Frieden gewinnen.
Die heutige westeuropäische Politik spielt ein sehr gefährliches Spiel der steten Step-by-Step-Konfrontation, der NATO-Osterweiterung ohne Berücksichtigung russischer Empfindlichkeiten und Interessen, der schleichenden Normalisierung des Krieges. Sie scheint Vernunft und politisches Taktgefühl nicht zu mögen - zu sehr ist sie den Interessen und dem Diktat der USA unterlegen. Sie - die Menschen - sprechen so viel von Krieg, dass Niemand mehr glaubt, dass er kommt. Eine ähnliche Situation hatten wir in den Jahren 1914 und 1938. Und - schließlich brachen die Kriege aus. Heute erleben wir wieder, wie » Kriege von deutschem Boden ausgehen. Auch aus diesem Grund rufen heut Generäle, Offiziere, Fähnriche, Unteroffiziere und Soldaten der ehemaligen DDR-Streitkräfte - die wissen, wovon sie sprechen - zu Deeskalation statt Konfrontation mit Russland auf.
Woling - Hauptmann a.D. (siehe meine » Grenzgeschichte)Was bringt der Appell? Wir brauchen Tropfen, die den Stein höhlen, wir brauchen Leuchttürme, die Orientierung sind, wir brauchen Pluralismus, der Andersdenkenden zumindest die Chance gibt, über etwas sinnerfüllt nachzudenken, wir brauchen Zivilcourage gegen aufkommende Angst vor der Globalen STASI und dem US-Diktat.
Friedensappell der Führung der ehemaligen DDR-Streitkräfte - gegen NATO-Kriegspolitik - in Sorge um den Fortbestand der Zivilisation in Europa - Warnung vor Krieg - Forderung nach Kooperation mit Russland
Als Militärs, die in der DDR in verantwortungsvollen Funktionen tätig waren, wenden wir uns in großer Sorge um die Erhaltung des Friedens und den Fortbestand der Zivilisation in Europa an die deutsche Öffentlichkeit.
In den Jahren des Kalten Krieges, in denen wir eine lange Periode der Militarisierung und Konfrontation unter der Schwelle eines offenen Konflikts erlebten, haben wir unser militärisches Wissen und Können für die Erhaltung des Friedens und den Schutz unseres sozialistischen Staates DDR eingesetzt. Die Nationale Volksarmee war keinen einzigen Tag an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt, und sie hat bei den Ereignissen 1989/90 maßgeblich dafür gesorgt, dass keine Waffen zum Einsatz kamen. Frieden war immer die wichtigste Maxime unseres Handelns. Deshalb sind wir entschieden dagegen, dass der militärische Faktor erneut zum bestimmenden Instrument der Politik wird. Es ist eine gesicherte Erfahrung, dass die brennenden Fragen unserer Zeit mit militärischen Mitteln nicht zu lösen sind.
Es sei hier daran erinnert, dass die Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg die Hauptlast bei der Niederschlagung des Faschismus getragen hat. Allein 27 Millionen Bürger der Sowjetunion gaben ihr Leben für diesen historischen Sieg. Ihnen, wie auch den Alliierten, gilt am 70. Jahrestag der Befreiung unser Dank.
Jetzt konstatieren wir, dass der Krieg wieder zum ständigen Begleiter der Menschheit geworden ist. Die von den USA und ihren Verbündeten betriebene Neuordnung der Welt hat in den letzten Jahren zu Kriegen in Jugoslawien und Afghanistan, im Irak, Jemen und Sudan, in Libyen und Somalia geführt. Fast zwei Millionen Menschen wurden Opfer dieser Kriege, und Millionen sind auf der Flucht.
Nun hat das Kriegsgeschehen wiederum Europa erreicht. Offensichtlich zielt die Strategie der USA darauf ab, Russland als Konkurrenten auszuschalten und die Europäische Union zu schwächen. In den letzten Jahren ist die NATO immer näher an die Grenzen Russlands herangerückt. Mit dem Versuch, die Ukraine in die EU und in die NATO aufzunehmen, sollte der Cordon sanitaire von den baltischen Staaten bis zum Schwarzen Meer geschlossen werden, um Russland vom restlichen Europa zu isolieren. Nach amerikanischem Kalkül wäre dann auch eine deutsch-russische Verbindung erschwert oder verhindert.
Um die Öffentlichkeit in diesem Sinne zu beeinflussen, findet eine beispiellose Medienkampagne statt, in der unverbesserliche Politiker und korrumpierte Journalisten die Kriegstrommeln rühren. In dieser aufgeheizten Atmosphäre sollte die Bundesrepublik Deutschland eine den Frieden fördernde Rolle spielen. Das gebieten sowohl ihre geopolitische Lage als auch die geschichtlichen Erfahrungen Deutschlands und die objektiven Interessen seiner Menschen. Dem widersprechen die Forderungen des Bundespräsidenten nach mehr militärischer Verantwortung und die in den Medien geschürte Kriegshysterie und Russenphobie.
Die forcierte Militarisierung Osteuropas ist kein Spiel mit dem Feuer – es ist ein Spiel mit dem Krieg!
Im Wissen um die zerstörerischen Kräfte moderner Kriege und in Wahrnehmung unserer Verantwortung als Staatsbürger sagen wir in aller Deutlichkeit: Hier beginnt bereits ein Verbrechen an der Menschheit.
Sind die vielen Toten des Zweiten Weltkrieges, die riesigen Zerstörungen in ganz Europa, die Flüchtlingsströme und das unendliche Leid der Menschen schon wieder vergessen? Haben die jüngsten Kriege der USA und der NATO nicht bereits genug Elend gebracht und viele Menschenleben gefordert?
Begreift man nicht, was eine militärische Auseinandersetzung auf dem dichtbesiedelten europäischen Kontinent bedeuten würde?
Hunderte Kampfflugzeuge und bewaffnete Drohnen, bestückt mit Bomben und Raketen, Tausende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, Artilleriesysteme kämen zum Einsatz. In der Nord- und Ostsee, im Schwarzen Meer träfen modernste Kampfschiffe aufeinander und im Hintergrund ständen die Atomwaffen in Bereitschaft. Die Grenzen zwischen Front und Hinterland würden sich verwischen. Millionen Mütter und Kinder würden um ihre Männer, um ihre Väter und Brüder weinen. Millionen Opfer wären die Folge. Aus Europa würde eine zerstörte Wüstenlandschaft werden.
Darf es soweit kommen? Nein und nochmals Nein!
Deshalb wenden wir uns an die deutsche Öffentlichkeit:
Ein solches Szenario muss verhindert werden.
Wir brauchen keine Kriegsrhetorik, sondern Friedenspolemik.
Wir brauchen keine Auslandseinsätze der Bundeswehr und auch keine Armee der Europäischen Union.
Wir brauchen nicht mehr Mittel für militärische Zwecke, sondern mehr Mittel für humanitäre und soziale Erfordernisse.
Wir brauchen keine Kriegshetze gegen Russland, sondern mehr gegenseitiges Verständnis und ein friedliches Neben- und Miteinander.
Wir brauchen keine militärische Abhängigkeit von den USA, sondern die Eigenverantwortung für den Frieden. Statt einer »Schnellen Eingreiftruppe der NATO« an den Ostgrenzen brauchen wir mehr Tourismus, Jugendaustausch und Friedenstreffen mit unseren östlichen Nachbarn.
Wir brauchen ein friedliches Deutschland in einem friedlichen Europa.
Mögen sich unsere Kinder, Enkel und Urenkel in diesem Sinne an unsere Generation erinnern.
Weil wir sehr gut wissen, was Krieg bedeutet, erheben wir unsere Stimme gegen den Krieg, für den Frieden.
Armeegeneral a.D. Heinz Keßler
Admiral a.D. Theodor Hoffmann
Die Generaloberste a.D. Horst Stechbarth; Fritz Streletz; Fritz Peter
Die Generalleutnante a.D. Klaus Baarß; Ulrich Bethmann; Max Butzlaff; Manfred Gehmert; Manfred Grätz; Wolfgang Kaiser; Gerhard Kunze; Gerhard Link; Wolfgang Neidhardt; Walter Paduch; Werner Rothe; Artur Seefeldt; Horst Skerra; Wolfgang Steger; Horst Sylla; Ehrenfried Ullmann; Alfred Vogel; Manfred Volland; Horst Zander
Vizeadmiral a.D. Hans Hofmann
Die Generalmajore a.D. Olivier Anders; Heinz Bilan; Bernhard Beyer; Günter Brodowsky; Kurt Brunner; Heinz Calvelage; Sebald Daum; Willi Dörnbrack; Alfred Dziewulski; Johannes Fritzsche; Egon Gleau; Otto Gereit; Roland Großer; Peter Herrich; Karl-Heinz Hess; Günter Hiemann; Lothar Hübner; Siegmund Jähn; Günter Jahr; Manfred Jonischkies; Günter Kaekow; Johannes Kaden; Helmut Klabunde; Klaus Klenner; Raimund Kokott; Kurt Kronig; Manfred Lange; Bernd Leistner; Hans Leopold; Klaus Listemann; Heinz Lipski; Hans Georg Löffler; Rudi Mädler; Manfred Merkel; Günter Möckel; Dieter Nagler; Johannes Oreschko; Rolf Pitschel; Hans Christian Reiche; Fritz Rothe; Günter Sarge; Dieter Schmidt; Horst Schmieder; Gerhard Schönherr; Gerhard Seifert; Kurt Sommer; Erich Stach; Manfred Thieme; Wolfgang Thonke; Henry Thunemann; Walter Tzschoppe; Günter Voigt; Gerd Weber; Dieter Wendt; Klaus Wiegand; Heinrich Winkler; Heinz-Günther Wittek; Erich Wöllner; Werner Zaroba; Manfred Zeh; Alois Zieris
Die Konteradmirale a.D. Herbert Bernig; Eberhard Grießbach; Hans Heß; Werner Henniger; Klaus Kahnt; Werner Kotte; Helmut Milzow; Gerhard Müller; Joachim Münch
Namens einer großen Anzahl von Obersten und Kapitänen zur See a.D. Volker Bednara; Frithjof Banisch; Bernd Biedermann; Karl Dlugosch; Thomas Förster; Günter Gnauck; Günter Leo; Friedemann Munkelt; Werner Murzynowski; Gerhard Matthes; Lothar Matthäus; Friedrich Peters; Helmut Schmidt; Fritz Schneider; Heinz Schubert; Helmar Tietze; Wilfried Wernecke; Rolf Zander; Oberstleutnant a.D. Günter Ganßauge
Weitere Angehörige der NVA aus den Reihen der Offiziere, Fähnriche, Unteroffiziere und Soldaten bekunden ihre Zustimmung.
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