2021-03 @ Achtsamer Widerspruch

Zeitzeichen Port Woling – An uns Alle stellt sich die Gretchenfrage: “Wollt IHR die totale systematische Erniedrigung eurer Persönlichkeit als auch Aufgabe von Privatsphäre, Freiheit und Frieden?”


Was tun gegen totale Erniedrigung

“Ich denke, also bin ich hier falsch!”

Zitat aus einer span­nen­den Rede zur aktu­el­len, dra­ma­ti­schen Wende in der Geschichte (ver­ständ­lich geführt, weil frei nach dem Red­ner “ohne Zun­gen­kuss­kon­dom”) von Prof. Dr. Mar­tin Schwab, Rechts­wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tät Bie­le­feld und Mit­glied bei [die­Ba­sis]). Acht­sa­mer Wider­spruch zur Rede ist mög­lich, aller­dings m.E. im Grund­satz zur Lage­ein­schät­zung nicht nötig. Aus sei­nen Aus­füh­run­gen erschließt sich auch die Sys­tem­frage – auch wenn er es nicht unbe­dingt beim Namen nennt.

An uns Alle stellt sich die Gretchenfrage:

“Wollt IHR die totale sys­te­ma­ti­sche Ernied­ri­gung eurer Per­sön­lich­keit als auch Auf­gabe von Pri­vat­sphäre, Frei­heit und Frieden?”

Was ich aller­dings acht­sam bemän­geln möchte, ist fol­gen­der Umstand: Die pri­vi­le­gierte → Poli­ti­schen Klasse ist am Ende – sie haben ihre Rolle aus­ge­spielt – auch wenn sie es noch nicht wahr­ha­ben wol­len. Es bedarf kei­ner neuen Par­teien. In der aktu­el­len Situa­tion ist bis jetzt jede neue Par­tei – ja sogar Bewe­gung – sys­te­ma­tisch von VS-Kol­la­bo­ra­teu­ren unter­wan­dert wor­den und letzt­lich in kur­zer Frist geschei­tert. Da wird auch eine [SW] oder [die­Ba­sis] bei klas­si­scher, oppor­tu­nis­ti­scher Vor­ge­hens­weise daran nichts ändern.

Das Agie­ren der Poli­ti­schen Klasse hat de facto Methode – eine im Sys­tem imple­men­tierte Methode zu sei­nem Schutz. Und für das exis­tente Wahl­sys­tem der Polit­gauk­ler hat sich nun das Glei­che her­aus­ge­stellt. Die Methode wird quasi nie eine Ver­bes­se­rung des Sys­tems her­bei­füh­ren – weil sie ein­fach nicht dem Wäh­ler dient.

Nicht nur vor dem Hin­ter­grund, dass das Par­teien- und Wahl­sys­tem geschei­tert ist, weil es nun sicht­bar das men­schen­ver­ach­tende Sys­tem immer ver­kleis­terte, als auch tra­gen­der­weise sta­bi­li­sierte, son­dern weil es in einer dro­hen­den neuen Dik­ta­tur und Umge­bung eines Tota­li­ta­ris­mus nicht mehr gebraucht wird (die Part­orgs wis­sen es nur noch nicht), stellt sich fol­gende FRAGE.

Wie sollte eine basis­de­mo­kra­ti­sche Bewe­gung struk­tu­rell und orga­ni­sa­to­risch aus­se­hen, die eben nicht der Gefahr der Unter­wan­de­rung erlie­gen kann, um Prin­zi­pien wie Frie­den, Huma­nis­mus, Nut­zen für Alle (statt Mehr­wert für Wenige), Frei­heit, Acht­sam­keit, Macht­be­gren­zung, Schwarm­in­tel­li­genz wirk­lich und effi­zi­ent eine Chance zu geben?

Wenn wir der Logik wis­sen­schaft­li­cher Grund­la­gen zur Gesell­schafts­ent­wick­lung fol­gen, müs­sen wir es mit Marx hal­ten. Ohne eine Über­gangs­dik­ta­tur wird es nicht mög­lich sein, die aktu­elle krie­ge­ri­sche Dik­ta­tur des Kapi­tals (die ein­zig dem Mehr­wert Weni­ger zuge­tan ist, aber nicht dem Nut­zen für Alle) zu stürzen.

Der Grund für die vor­an­ge­hende Fest­stel­lung liegt auf der Hand . Sie wer­den die Macht nicht frei­wil­lig aus den Hän­den geben. Die Men­schen wer­den die totale Ernied­ri­gung nicht ver­hin­dern, ohne macht­volle Gegen­re­ak­tion. “Actio gleich Reac­tio” (New­ton­sches Axiom/Gesetz der Gegenwirkung).

Marx begrün­dete eben­falls eine not­wen­dige macht­volle Gegen­wehr auf Basis sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Welt­an­schau­ung. Aus­druck des­sen ist u.a. sein fol­gen­des Zitat:

“Was mich nun betrifft, so gebührt mir nicht das Ver­dienst, weder die Exis­tenz der Klas­sen in der moder­nen Gesell­schaft noch ihren Kampf unter sich ent­deckt zu haben. Bür­ger­li­che Geschichts­schrei­ber hat­ten längst vor mir die his­to­ri­sche Ent­wick­lung die­ses Kamp­fes der Klas­sen, und bür­ger­li­che Öko­no­men die öko­no­mi­sche Ana­to­mie der­sel­ben dar­ge­stellt. Was ich neu tat, war 1. nach­zu­wei­sen, daß die Exis­tenz der Klas­sen bloß an bestimmte his­to­ri­sche Ent­wick­lungs­pha­sen der Pro­duk­tion gebun­den ist; 2. daß der Klas­sen­kampf not­wen­dig zur Dik­ta­tur des Pro­le­ta­ri­ats führt; 3. daß diese Dik­ta­tur selbst nur den Über­gang zur Auf­he­bung aller Klas­sen und zu einer klas­sen­lo­sen Gesell­schaft bil­det.” (Quelle: Karl Marx/Friedrich Engels – Werke, Band 28, Brief­wech­sel zwi­schen Marx und Engels aus den Jah­ren 1852 bis 1855 sowie Briefe, die sie in die­ser Zeit an dritte Per­so­nen rich­te­ten, Kapi­tel 14, Marx an Joseph Wey­de­meyer in New York, 05.03.1852, Lon­don, S. 508, Dietz Ver­lag, Ber­lin, 1. Auf­lage 1962, Berlin/DDR)

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