1933-03-23 @ Ermächtigungsgesetz

Geschich­te Port Woling - Der Reichs­tag bil­ligt am 23. März 1933 das soge­nann­te Ermäch­ti­gungs­ge­setz. Es geschah in einer Kri­sen­zeit, die Herr­schen­de und der Mili­ta­ris­mus schu­fen, um beson­ders pro­fi­ta­bel dar­aus her­vor­zu­ge­hen. Das frag­wür­di­ge Phä­no­men der Ver­fas­sungs­durch­bre­chung macht(e) es möglich.


Aktua­li­siert: 17.01.2025, neu Abschnitt ›Selbst­er­mäch­ti­gung …‹

Das Ermächtigungsgesetz von 1933

Verfassungsdurchbrechung

Wenn ich an Mäch­ti­ges den­ke, ver­bin­det sich das für mich nicht nur mit Mäch­ti­gen in einer Gesell­schaft, son­dern als IT-Spe­zia­list auch mit dem Gedan­ken an mäch­ti­ge rekur­si­ve Befeh­le auf einer Linux-Kon­so­le. Alles was unter dem Kopf einer Struk­tur hier­ar­chisch ange­ord­net ist (Ord­ner, Datei­en, egal was und wie viel), kann durch einen Berech­tig­ten oder Admi­nis­tra­tor mit nur einem kur­zen Befehl oder Kom­man­do geän­dert oder besei­tigt wer­den. Kann und darf es sol­che mäch­ti­gen Kom­man­dos oder, bes­ser gesagt, Geset­ze auch in einer Gesell­schaft geben? Wenn ja, wäre das nicht unheil­voll, tota­li­tär und ein Vor­gang außer Kon­trol­le? In wes­sen Inter­es­se wäre das i.d.R. - im Inter­es­se einer dunk­len Sei­te der Macht? Wäre sowas nicht zwei­fels­frei zu verhindern?

Dür­fen die Gesell­schaft tra­gen­de Din­ge, wie z.B. Ermäch­ti­gungs­ge­set­ze, außer­halb der Kon­trol­le durch den Sou­ve­rän mög­lich sein?

Port Woling - Information, AufklärungErmäch­ti­gungs­ge­set­ze ver­schie­de­ner Art haben in der deut­schen Geschich­te bereits seit Beginn des 1. Welt­krie­ges eine unheil­vol­le Tra­di­ti­on - bis in die Gegen­wart. Mit so einem Gesetz stim­men die Par­tei­en eines Par­la­ments für außer­or­dent­li­che Voll­mach­ten der regie­ren­den Kräf­te - unter Umge­hung des Sou­ve­rän. Es bedurf­te nur der Zwei­drit­tel­mehr­heit der gebrief­ten Parlamentarier.

Kri­sen­zei­ten …

… - Zei­ten, in denen Herr­schen­de und Inter­es­sen­kom­ple­xe Kri­sen schu­fen, um beson­ders pro­fi­ta­bel dar­aus her­vor­zu­ge­hen - …

… waren immer der Vor­wand für Eige­nermäch­ti­gun­gen und den jeweils gül­ti­gen Ver­fas­sun­gen wider­spre­chen­den Hand­lun­gen - von der Reichs­ver­fas­sung im Deut­schen Reich, über die Wei­ma­rer Ver­fas­sung ab dem Jahr 1919 in der Wei­ma­rer Repu­blik bis zum heu­ti­gen Grund­ge­setz, der in der BRD exis­ten­ten Pseu­do-Ver­fas­sung. Die­se Hand­lun­gen kamen will­kür­lich ohne Legi­ti­mie­rung der Mehr­heit der Gesell­schaft zustande.

Bei­spie­le für sol­che Ermäch­ti­gungs­ge­set­ze deut­scher Par­la­men­te waren:

  • das Kriegs­er­mäch­ti­gungs­ge­setz von 1914 (17 Kriegs­ge­set­ze, Gesetz über die Ermäch­ti­gung des Bun­des­rats zu wirt­schaft­li­chen Maß­nah­men … im Fal­le krie­ge­ri­scher Ereig­nis­se, par­al­lel mit einer Bewil­li­gung der Kriegs­kre­di­te, Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz auf den Reichs­rat über­tra­gen, de fac­to eine weit­ge­hen­de Ent­mün­di­gung des Reichstages),
  • diver­se Ermäch­ti­gungs­ge­set­ze in den Jah­ren von 1919–1927 (Ermäch­ti­gungs­ge­set­ze, Geset­ze zur Behe­bung von Staatskrisen),
  • Ermäch­ti­gungs­ge­set­ze in den Län­dern vor 1933 (Ermäch­ti­gungs­ge­set­ze und Notverordnungen),
  • das Ermäch­ti­gungs­ge­setz vom 24. März 1933 (Gesetz zur Behe­bung der Not von Volk und Reich).

Die jewei­li­gen Ver­fas­sun­gen sahen nie eine Über­tra­gung von außer­or­dent­li­che Rech­ten vor. Die gleich­ge­schal­te­ten Rechts­or­ga­ne der Judi­ka­ti­ve akzep­tier­ten aber jeweils die­se Geset­ze. Sie begrün­de­ten das mit einer vor­geb­lich zuläs­si­gen Ver­fas­sungs­durch­bre­chung - also die gefähr­li­che Pra­xis, ein Gesetz in Kraft tre­ten zu las­sen, das mit der Ver­fas­sung oder dem Grund­ge­setz nicht zu ver­ein­ba­ren ist, durch eine qua­li­fi­zier­te, par­la­men­ta­ri­sche Mehr­heit, mit der man die Ver­fas­sung auch wört­lich hät­te ändern können.

Vorgeschichte des Ermächtigungsgesetzes von 1933

Am 30.02.1933 wur­de → Hit­ler Reichs­kanz­ler. Reichs­prä­si­dent Paul von Hin­den­burg ernann­te den NSDAP-Füh­rer Adolf Hit­ler - nach einer fast vier­jäh­ri­gen Kri­sen­pha­se in Wirt­schaft, Poli­tik und Gesell­schaft. Eine Ent­schei­dung mit Vor­ge­schich­te und gra­vie­ren­den Fol­gen. Hin­den­burg und eine aus­weg­lo­se Poli­tik der dama­li­gen → Poli­ti­schen Klas­se als Steig­bü­gel­hal­ter des → Mili­ta­ris­mus und → Faschis­mus.

Tie­fe poli­ti­sche Spal­tun­gen der Gesell­schaft in der Wei­ma­rer Repu­blik, eine mise­ra­blen Wirt­schafts­la­ge und die kon­ser­va­ti­ven Eli­ten führ­ten zum dro­hen­den Zusam­men­bruch des Landes.

Eine Vor­ge­schich­te Anfang der Drei­ßi­ger des 20. Jahr­hun­derts mit Par­al­le­len zu heute?

Vor­an­ge­gan­gen war bereits am 7. Febru­ar 1933 das Inkraft­tre­ten der “Not­ver­ord­nung zum Schutz des Deut­schen Vol­kes” (Schub­la­den­ver­ord­nung). Die­se schränk­te die Ver­samm­lungs- und Pres­se­frei­heit umfäng­lich ein und erleich­ter­te die Ver­fol­gung poli­ti­scher Gegner.

Par­al­lel voll­zog sich bereits eine mas­si­ver öffent­li­cheTer­ror auf den Stra­ßen durch die Sturm­ab­tei­lung (SA) und Schutz­staf­fel (SS), die dem NSDAP-Poli­ti­ker und Innen­mi­nis­ter Wil­helm Frick unter­stan­den. Die­se para­mi­li­tä­ri­schen Orga­ni­sa­ti­on gip­fel­ten in der → Grün­dung der Gesta­po am 26.04.1933, der poli­ti­schen Gehei­men Staatspolizei.

Trotz­dem war es Hit­ler zum Zeit­punkt der Macht­er­grei­fung noch nicht mög­lich, will­kür­lich Not­ver­ord­nun­gen zu erlassen.

Am 5. März 1933 fand die letz­te Wahl des Reichs­ta­ges statt. Eine abso­lu­te Ermäch­ti­gung war nun das Ziel. Der Weg dort­hin wur­de bereits nach dem Reichs­tags­brand geeb­net mit der Reichs­tags­brand­ver­ord­nung (Ver­ord­nung des Reichs­prä­si­den­ten zum Schutz von Volk und Staat) vom 27. Febru­ar 1933. Die poli­ti­schen Fol­gen (bei der Beant­wor­tung der Fra­ge “Wem nütz­te es?”) spre­chen für eine mut­maß­li­che Tat­be­tei­li­gung der Faschis­ten. Mit der Reichs­tags­brand­ver­ord­nung wur­den diver­se Rech­te, wie das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung, per­sön­li­che Frei­heit, das Brief-, Post-, Fern­spre­cher- und Tele­gra­phen­ge­heim­nis sowie die Ver­eins- und Ver­samm­lungs­frei­heit wei­test­ge­hend abgeschafft.

Zerschlagung des Widerstand
Hamburger-Volkszeitung
Ham­bur­ger-Volks­zei­tung, 22.03.1933, Bild: aus Buch “Ernst Thäl­mann - Bil­der, Doku­men­te, Tex­te”, S. 328, Dietz Ver­lag 1986

In der Fol­ge wur­den inner­halb weni­ger Mona­te sys­te­ma­tisch Anti­kriegs­be­we­gun­gen, gewerk­schaft­li­che und anti­fa­schis­ti­sche Orga­ni­sa­tio­nen sowie auch Jugend­or­ga­ni­sa­tio­nen und Ver­ei­ne zer­schla­gen, ihre Anfüh­rer, Mit­glie­der und Sym­pa­thi­san­ten ver­folgt, inhaf­tiert und fei­ge ermor­det. Von den vie­len Kom­mu­nis­ten in Deutsch­land (KPD Mit­glie­der­zahl bis zu 360.000, Stand Novem­ber 1932) über­leb­ten weni­ger als die Hälf­te die Dik­ta­tur. Vie­le Wider­ständ­ler aus allen Tei­len und Schich­ten der Gesell­schaft wur­den gleich­falls ver­folgt und ermordet.

Der Anfüh­rer sei­ner Klas­se Ernst Thäl­mann war bereits ver­haf­tet. Anti­fa­schis­ti­sche Pro­test­kund­ge­bun­gen fan­den nur noch im Aus­land statt - in Deutsch­land war es legal nicht mehr mög­lich. Die “Ham­bur­ger Volks­zei­tung” titel­te noch am 22. März 1933 “Arbei­ter, her­aus zum Mas­sen­streik - erkämpft die Frei­las­sung des Füh­rers der KPD …”. Es war ein letz­ter Ver­such. Wider­stand fand spä­tes­tens nach dem 24. März 1933 nur noch in der Ille­ga­li­tät statt - wie bei­spiel­haft der Wider­stand der Kriegs­geg­ner und Anti­fa­schis­ten → Hil­de und Hans Cop­pi.

Das Ermächtigungsgesetz 1933
Gemeinfrei
Geset­zes­text, Reichs­ge­setz­blatt (24.03.1933), Bild Gemein­frei, Link

Schließ­lich stimm­te am 23. März 1933 der Reichs­tag über das von Reichs­kanz­ler Adolf Hit­ler vor­ge­leg­te “Gesetz zur Behe­bung der Not von Volk und Reich” (Ermäch­ti­gungs­ge­setz) ab. Es war der letz­ter Schritt zur Errich­tung der offe­nen faschis­ti­schen Dik­ta­tur. Die gesam­te gesetz­ge­ben­de Gewalt ging an Hit­ler und sei­nen Macht­ap­pa­rat über. Ohne Zustim­mung von Reichs­tag und Reichs­rat sowie ohne Gegen­zeich­nung des Reichs­prä­si­den­ten konn­te nun die Regie­rung eigen­mäch­tig Geset­ze erlassen.

Um die Mehr­heit zu erlan­gen, sicher­te Hit­ler tak­tisch bedingt zu, das Gesetz “kon­trol­liert anzu­wen­den”. Er gab die Zusa­ge, die Rech­te der Ver­fas­sungs­or­ga­ne, der Län­der und der Kir­che bewah­ren zu wol­len. Die Par­tei­en der bür­ger­li­chen Mit­te signa­li­sier­ten ihre Zustimmung.

Mit Zwei­drit­tel­mehr­heit des Par­la­ments bei Anwe­sen­heit von mehr als zwei Drit­teln der Abge­ord­ne­ten stimm­ten die Abge­ord­ne­ten am 23. März 1933 für das Ermäch­ti­gungs­ge­setz (Gesetz zur Behe­bung der Not von Volk und Reich). Am 24. März 1933 trat es unmit­tel­bar in Kraft.

444 Abge­ord­ne­te der Regie­rungs­ko­ali­ti­on aus NSDAP und DNVP sowie von Zen­trum, Baye­ri­scher Volks­par­tei (BVP) und Deut­scher Staats­par­tei stimm­ten für das Gesetz. Ledig­lich 94 SPD-Abge­ord­ne­te lie­ßen sich nicht ein­schüch­tern und stimm­ten dage­gen. Wei­te­re SPD-Abge­ord­ne­te sowie geschlos­sen alle 81 kom­mu­nis­ti­schen Abge­ord­ne­ten der KPD waren nicht anwe­send. Sie befan­den sich bereits auf der Flucht (Ille­ga­li­tät) vor den Faschis­ten oder waren schon inhaftiert.

Die Man­da­te der KPD-Abge­ord­ne­ten waren bereits auf Basis der Reichs­tags­brand­ver­ord­nung vom 8. März 1933 annul­liert worden.

Hit­ler ein Kom­mu­nist” - wegen der dem­ago­gi­schen Selbst­be­zeich­nung ›Natio­nal­so­zia­lis­mus‹ im NSDAP-Par­tei­pro­gramm? Die­se haar­sträu­ben­de The­se der Gegen­wart von Kon­ser­va­ti­ven, Leit­me­di­en und Außen­rechts-Ver­tre­tern wird allein durch vor­ge­nann­ten Fakt, aber auch durch sei­ne Auf­trag­ge­ber und Geld­ge­ber im obers­ten Finanz­ka­pi­tal der Drei­ßi­ger wie­der­legt. Es lohnt fast gar nicht, die­sen Ver­such von unbe­lehr­ba­ren, ver­ges­se­nen Geschichts­re­vi­sio­nis­ten wei­ter zu verfolgen.

Fazit

Schub­la­den­ver­ord­nung, Reichs­tags­brand­ver­ord­nung und Ermäch­ti­gungs­ge­setz ebne­ten kurz nach der Macht­er­grei­fung den Faschis­ten den Weg zur Aus­he­be­lung der Wei­ma­rer Ver­fas­sung und hin zu einem auto­ri­tä­ren bür­ger­li­chen Repres­si­ons­re­gime. Sie voll­ende­ten den Weg von der Wei­ma­rer Repu­blik zur offe­nen, tota­li­tä­ren Dik­ta­tur der reak­tio­närs­ten, chau­vi­nis­tischs­ten, am meis­ten impe­ria­lis­ti­schen Ele­men­te des Finanz­ka­pi­tals. Der Faschis­mus war nun nach Jah­ren der voll­zo­ge­nen Anfän­ge in die offe­ne, am meis­ten ter­ro­ris­ti­sche Pha­se übergegangen.

Das Ermäch­ti­gungs­ge­setz vom 24.03.1933 war eine offe­ne Macht­über­ga­be an Hit­ler mit unbe­schränk­ten, dik­ta­to­ri­schen Vollmachten.

Ausschwitz - Bild von pixabay.com, unter der CC0 Public Domain zur freie Nutzung
Aus­schwitz - Bild von pixabay.com, unter der CC0 Public Domain zur freie Nutzung

Am 15.09.1935 folg­te eine wei­te­re mas­si­ve Umge­stal­tung von Staat und Rechts­grund­la­gen mit den ›Nürn­ber­ger Geset­zen (auch ›Nürn­ber­ger Ras­sen­ge­set­ze‹ oder ›Ari­er­ge­set­ze‹ genannt, mit den Tei­len Reichs­flag­gen­ge­setz, Reichs­bür­ger­ge­setz, Blut­schutz­ge­setz). Das Gesetz bil­de­te die Legi­ti­ma­ti­ons­grund­la­ge für die Dis­kri­mi­nie­rung und Ver­fol­gung der jüdi­schen Bevöl­ke­rung. Es war Resul­tat der NS-Ras­sen­ideo­lo­gie und eine Vor­stu­fe des → Holo­caust. Die­ser Schritt gip­fel­te in der → Kris­tall­nacht vom 9. zum 10. Novem­ber 1938, setz­te sich fort mit den Novem­ber­po­gro­men im Jahr 1938 und war der Start­schuss eines bei­spiel­lo­sen Ver­nich­tungs­feld­zu­ges von Men­schen gegen Men­schen in Ver­nich­tungs­la­gern und auf den Feld­zü­gen der Wehr­macht. Men­schen töte­ten Men­schen - in Mas­sen (u.a. geschätz­te 6 Mil­lio­nen euro­päi­sche Juden wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs, rund zwei Drit­tel aller damals leben­den euro­päi­schen Juden).

Die Saat der ›Bana­li­tät des Bösen‹ (Begriff nach Han­nah Are­ndt, † 1975, Ana­ly­ti­ke­rin der Nürn­ber­ger Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se und im Eich­mann-Pro­zess) ging auf.

Nach Hin­den­burgs Tod am 2. August 1934 wur­de Hit­ler mit dem “Gesetz über die Ver­ei­ni­gung der Ämter des Reichs­prä­si­den­ten und des Reichs­kanz­lers” zum “Füh­rer und Reichs­kanz­ler” ernannt. Das Ermäch­ti­gungs­ge­setz bedurf­te der Ver­län­ge­rung, was in den Jah­ren 1937, 1939 sowie 1943 vor­ge­nom­men wur­de. Es blieb bis zum Ende des faschis­ti­schen Regimes im Mai 1945 recht­li­che Grund­la­ge der deut­schen Gesetzgebung.

Wie konnte es geschehen

Will­kür­li­che Eige­nermäch­ti­gun­gen des Staa­tes gip­fel­ten im Hit­ler-Deutsch­land in der offe­nen Dik­ta­tur. Aspek­te des Faschis­mus in sei­nen Anfän­gen und das frag­wür­di­ge Phä­no­men der Ver­fas­sungs­durch­bre­chung mach­ten es möglich.

Es bleibt die Fra­ge, wie gelang es am Ende der Ket­te der Macht­aus­übung mit dem Ermäch­ti­gungs­ge­setz die­sen abso­lu­ten Sta­tus zu errei­chen, wie konn­ten Mil­lio­nen Deut­sche Hit­ler und sei­ner Par­tei der NSDAP zu so tota­li­tä­rer, dik­ta­to­ri­scher Macht ver­hel­fen? Wie konn­ten wie selbst­ver­ständ­lich in der Fol­ge sol­che Ver­bre­chen an der Mensch­lich­keit und unfass­ba­re Grau­sam­kei­ten (u.a. Holo­caust, Geno­zi­den auf den Feld­zü­gen) ver­übt werden?

Wie konn­ten Mil­lio­nen Söh­ne und Töch­ter des Lan­des für ihren „Füh­rer“ mit wehen­den Fah­nen in den Zwei­ten Welt­krieg ziehen?

Kann es wie­der gesche­hen? Hans-Jür­gen Papier, ehe­ma­li­ger Prä­si­dent des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts, äußer­te im Inter­view mit der Ber­li­ner Zei­tung am 13.09.2021: “Nach dem Grund­ge­setz kön­nen die Grund­rech­te auch in einer Not­stands­si­tua­ti­on nicht außer Kraft gesetzt wer­den. Die Rechts­la­ge unter dem Grund­ge­setz unter­schei­det sich ganz grund­le­gend von der Wei­ma­rer Ver­fas­sung. Dort konn­te der Reichs­prä­si­dent gemäß Arti­kel 48 zur Wie­der­her­stel­lung der öffent­li­chen Sicher­heit die Grund­rech­te vor­über­ge­hend außer Kraft set­zen. In unse­rer Ver­fas­sung, im Grund­ge­setz, ist das bewusst nicht so gere­gelt wor­den. Es gilt immer der Grund­satz: In dubio pro libe­ra­te.” Ist das in der Pra­xis so? De jure und de fac­to gab es in en letz­ten Jah­ren vie­le Ent­schei­dun­gen, die das zutiefst anzwei­feln lassen.

Das Grund­ge­setz ist schon lan­ge nicht mehr das Maß aller Dinge im Han­deln der soge­nann­ten obers­ten Volks­ver­tre­ter, der pri­vi­le­gier­ten Poli­ti­schen Klas­se und braun­ge­quirl­ter von den glo­ba­len Eli­ten bestimm­ter Ampeln. Sie set­zen sich wie­der und wie­der ein­fach dar­über hin­weg. Das geschieht ohne Furcht auf ein zur Rechen­schaft zie­hen - eine zum Groß­teil gleich­ge­schal­te­te Judi­ka­ti­ve macht es mög­lich. Tat­sa­che ist, ein Gesetz, das kei­nen expli­zi­ten Aus­weis auf eine Ver­fas­sungs­durch­bre­chung ent­hält und ver­fas­sungs­wid­rig ist, bleibt ver­fas­sungs­wid­rig - ist also trotz Mehr­hei­ten im Par­la­ment wider­recht­lich beschlossen.

Die Ver­fas­sungs­durch­bre­chung ist und bleibt ein gefähr­li­ches, tota­li­tä­res Instru­ment von Anti­de­mo­kra­ten und Faschis­ten, das Tür und Tor zur offe­nen Dik­ta­tur öff­net - Ver­fas­sungs­durch­bre­chung bleibt ein kaum beherrsch­ba­res Rechts­pro­blem.

Erschei­nun­gen anfangs der Drei­ßi­ger, wie kol­la­bie­ren­der Kapi­ta­lis­mus, Mili­ta­ris­mus, Revan­chis­mus, voll­zo­ge­ne Anfän­ge des Faschis­mus, Kriegs­er­tüch­ti­gung, Arbeits­lo­sig­keit, Infla­ti­on, Armut, Kri­sen am Fließ­band, → Pro­pa­gan­da, Indok­tri­na­ti­on und Des­in­for­ma­ti­on, Feind­bild­ma­che, staat­li­che Will­kür, Gewal­ten des Staa­tes, die sich selbst statt den Sou­ve­rän schüt­zen, ver­lo­ge­ne Part­orgs, Poli­tik­ver­druss - sind das nicht Din­ge, die wir auch von heu­te kennen?

Faschismus

Das fol­gen­de, von mir emp­foh­le­ne Video geht auf die Fra­ge ein, wie es damals gesche­hen konnte.

Ich prä­zi­sie­re hier nur einen Begriff. Der Autor spricht von ›Nazis‹ (›Natio­nal­so­zia­lis­ten‹, dem dem­ago­gi­schen Begriff der Selbst­be­zeich­nung im NSDAP-Pro­gramm). Spre­chen wir bes­ser und mit Recht von ›Faschis­ten‹ - bevor wie­der Jemand einen “Fla­tus cere­brum” bekommt, um ›Nazis‹ auch als ›Kom­mu­nis­ten‹ zu bezeich­nen. Und Faschis­ten sind nicht zuerst Ein­zel­per­so­nen, son­dern pri­mär ideo­lo­gie­ba­sier­te Bewegungen.

Faschis­mus ist eine dem Sys­tem des Kapi­ta­lis­mus und ganz beson­ders des Staats­mo­no­pol­ka­pi­ta­lis­mus (Erkl.: im Reich der Ex-Kolo­ni­al­mäch­te kol­la­bie­ren­der Kapi­ta­lis­mus in der Pha­se des Impe­ria­lis­mus, in dem sich Mono­po­le de fac­to des Staats­ap­pa­rats bzw. gan­zer Staa­ten bemäch­ti­gen und ihren Inter­es­sen unter­ord­nen) immer inhä­ren­te (inne­woh­nen­de) und gesamt­ge­sell­schaft­li­che Erscheinung.

Er ist eine Erschei­nung, die von den öko­no­misch Mäch­tigs­ten und den von ihnen gekauf­ten Par­la­men­ten aus­geht - wie wir beim Ermäch­ti­gungs­ge­setz gese­hen haben.

Faschis­ten, die insti­tu­tio­nel­len Rechts­extre­mis­ten und -ter­ro­ris­ten, sie sit­zen in einer Zeit, in dem → das Sys­tem wackelt, da Oben - damals wie heu­te. Es sind Jene, die eigen­mäch­tig Geset­ze bre­chend heu­te wie­der die Anfän­ge voll­zo­gen haben, die im Gepäck wie­der neue Geset­ze zur Eige­nermäch­ti­gung haben (sie­he u.a. Infek­ti­ons­schutz­ge­setz, zur zurück­lie­gen­den gemach­ten Kri­se, der Plan­de­mie sowie für neue revan­chis­ti­sche, krie­ge­ri­sche Absich­ten oder zur Ein­schrän­kung demo­kra­ti­scher Grund­rech­te), inklu­si­ve ihre Sprach­roh­re Goebbel’scher Prä­gung (Leit­me­di­en, Cor­rec­tiv & Co) sowie Schlä­ger­trupps (Anti-Anti­fa und Konsorten).

Selbstermächtigung - die neue Qualität in der Gegenwart

Deut­sche Herr­schen­de seit 1914 bis zum Drit­ten Reich ver­such­ten noch den Schein zu wah­ren, nach Rechts­grund­la­gen zu han­deln, nach ihren will­kür­lich erstell­ten Ermäch­ti­gungs­ge­set­zen. Aber die heu­ti­gen Des­po­ten in der “Rei­chen­kanz­lei” und an der Spit­ze der EU han­deln pri­mär in der tat­säch­li­chen Über­zeu­gung und per­sön­li­chen Selbst­er­mäch­ti­gung, SELBST DAS GESETZ ZU SEIN - ideo­lo­gie­ba­siert, skru­pel­los, aus dem kur­zen Halt her­aus, die Wahr­heit und das Recht beu­gend, ohne Rechts­grund­la­gen, unter per­ma­nen­ter Zuwi­der­hand­lung bestehen­der natio­na­ler und völ­ker­recht­li­cher Rege­lun­gen, ja des eige­nen Grund­ge­set­zes und ver­brief­ter Men­schen­rech­te oder auch des Eini­gungs- und 2+4-Vertrages.

Wir erle­ben damit Anfang der Zwan­zi­ger des 21. Jahr­hun­derts eine neue Qua­li­tät der Eige­nermäch­ti­gung deut­scher Gewalt­herr­schaft und Täter.

Eine end­lo­se Ket­te ihrer eigen­mäch­ti­gen Grenz­über­schrei­tun­gen nicht erst seit der COVID-19-Pan­de­mie, aber auch in den fol­gen­den gemach­ten Kri­sen bele­gen es. Bei­spiel­haft sei­en hier nur genannt die will­kür­li­chen Beschaf­fungs­or­gi­en der EU-Kom­mis­si­ons-Prä­si­den­tin und Ver­ant­wort­li­cher im Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um zur “Coro­na-Plan­de­mie” 2020 bis 2023, die deso­la­ten Ent­schei­dun­gen des Wirt­schafts­res­sorts in Deutsch­land zur Deindus­tria­li­sie­rung des Lan­des, vie­le anti­de­mo­kra­ti­sche Ent­schei­dun­gen im Innen­mi­nis­te­ri­um oder auch vie­le nicht legi­ti­mier­te Ent­schei­dun­gen des Außen- und Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums, die astro­no­mi­sche Sum­men an Gel­dern des Steu­er­zah­lers am Sou­ve­rän vor­bei nur so um sich und in aller Welt ver­tei­len, dass einem schwind­lig wird.

Und die­se Leu­te wol­len wei­ter an den Hebeln der Macht sit­zen. Ja, sie wer­den es durch Schein­wah­len, bei dem wie­der das Volk ein­ge­spannt wird, mit dem Ergeb­nis einer wei­te­ren “braun gequirl­ten” Ampel.

Wolf­gang Kiessling (ali­as Woling - www.port-woling.net, ali­as Wol­le Ing - www.wolle-ing.de)

Quellenverzeichnis
  • LeMO, NS-Regime, Eta­blie­rung der NS-Herr­schaft - Bei­trag » Ermäch­ti­gungs­ge­setz
  • Wiki­pe­dia - Bei­trag » Ermäch­ti­gungs­ge­setz
  • Stu­dyS­mar­ter - Bei­trag » Ermäch­ti­gungs­ge­setz
  • Buch, Doku­men­ta­ti­on ›Illus­trier­te Geschich­te - Deut­sche Arbei­ter­ju­gend­be­we­gung - 1904 - 1945‹ - Ver­lag Neu­es Leben, Ber­lin, 1987
  • Buch, Doku­men­ta­ti­on ›Ernst Thäl­mann - Bil­der, Doku­men­te, Tex­te‹ - Dietz Ver­lag, Ber­lin, 1986
  • Inter­ne Quel­len (mit vor­an­ge­hen­dem Pfeil) sowie wei­te­re exter­ne Quel­len sind im Bei­trag verlinkt
Nachsatz

Das The­ma Erin­ne­rung und Auf­klä­rung bleibt ein am Anfang ste­hen­des Erfor­der­nis - leicht gesagt und schwer getan. Es erfor­dert viel Mut, vie­le Ideen, Mit­wir­ken­de, Platt­for­men und eine zuneh­men­de sowie enge Ver­net­zung. Port Woling betreibt wei­ter Auf­klä­rung u.a. zu den Themen …

» Anti­fa­schis­mus » Big-Data » Dem­ago­gie » Ermäch­ti­gung » Ethik & Moral » Eutha­na­sie » Exe­ku­ti­ve » Extre­mis­mus » Fana­tis­mus » Faschis­mus » Fata­lis­mus » Finanz­sys­tem » Frak­ta­le » Freund­schaft » Geden­ken » Glo­ba­le STASI » Glo­ba­ler Sta­tus quo » Glo­ba­li­tät » Gre­at Reset » Geschich­te » Gewalt » Instinkt » Intel­li­genz » Inter­es­sen­kom­ple­xe » Judi­ka­ti­ve » Krieg » Legis­la­ti­ve » Lob­by­is­mus » Macht » Mani­fest » Mani­pu­la­ti­on » Mas­sen­über­wa­chung » Medi­en » Mili­ta­ris­mus » Mili­tä­risch-Indus­tri­el­ler-Kom­plex » Neue Moder­ne » Öko­no­mie » Olig­ar­chie » Pan­de­mie » Par­tei­en » Patrio­tis­mus » Poli­ti­sche Klas­se » Pro­pa­gan­da » psy­cho­lo­gi­sche Kriegs­füh­rung » Quan­ten­re­li­gio » Reli­gio­nen » Res­sour­cen » Rote Linie » Schlüs­sel­tech­no­lo­gien » Schein­de­mo­kra­tie » Schwur von Buchen­wald » Sol­dat­sein » Sou­ve­rän » Staats­extre­mis­mus » Tei­len » Ter­ror » Tole­ranz » Tota­ler Staat » Total­im­pe­ria­lis­mus » Tota­li­ta­ris­mus » Umwelt » Wäh­len » Waf­fen » Wahl­auf­ruf » Wie es begann » Wider­stand » Whist­le­b­lo­wing

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