2016-07 @ Über 17jährige Krieger

Krieg Port Woling – Über fehl­ge­lei­tete Kin­der­sol­da­ten, Krie­ger Ihres Glau­bens und Amokläufer


Aktua­li­siert: 31.03.2024

Junge Krieger – Opfer der Begierde

WOHER kom­men Waf­fen und Waf­fen­ver­liebt­heit aktu­el­ler Jung­sol­da­ten, aber auch käuf­li­cher Ter­ro­ris­ten und Amok­läu­fer? Eigen­ar­tige Frage – ange­sichts der zuneh­men­den Kriegs­hys­te­rie und Radi­ka­li­sie­rung im Abend­land. Wen wun­dert es noch, mit was sie da rum­bal­lern oder warum sie so gewor­den sind – nur die Hin­ter­blie­be­nen der Opfer?

Oder die Eltern, die sie 17jährig zur Bun­des­wehr entließen?

Auf in den Kampf mit wehen­den Fah­nen – wie einst Wer­ner Holt und sein Kom­man­do­füh­rer Wolzow.

Jugend­li­che – die Objekte der Begierde – an den Rand der gesell­schaft­li­chen Teil­habe gedrängt, indem sie radikalisiert.

WAFFEN gibt es allen Ecken und Enden – in der Bun­des­wehr sowieso, in Kriegs­ge­bie­ten zum Über­fluss, auf ost­eu­ro­päi­schen Jahr­märk­ten zu Dum­ping­prei­sen, in man­chem Land im Geschäft nebenan sowie im Dark­net ohne Risiko. Seit dem Ukraine-Krieg gelan­gen sie – wen wun­dert es – reich­lich wie­der zurück auf dunk­len Wegen in unser Land. Es bedarf nicht immer einer Waf­fen­num­mer, kon­trol­lier­ter Schüt­zen­ver­eine, geschlos­se­ner Gren­zen oder eines stren­ge­ren Waf­fen­ge­set­zes. Irgendwo bekommt man das Teu­fels­zeug einer “Blei­spritze” schon her.

Das Geschäft besor­gen die Fabri­kan­ten – die Pro­fi­teure des Todes!

ANALYSISTEN aber über­schüt­ten uns mit Rat­lo­sig­keit in ver­schlei­ern­der, → “de-mai­ziè­rei­scher” Manier nach grau­en­haf­ten Vor­fäl­len im Jahr 2016 des Ter­rors in Bay­ern, Frank­reich oder ande­ren Orten des Schre­ckens. Bei der Ursa­chen­su­che brau­chen wir in die­sem Zuge nicht mit dem Fin­ger auf Kriegs­spiele zei­gen. Die Ursa­chen lie­gen auch nicht aus­schließ­lich – wie es brand­stif­tende Dem­ago­gen in der Rei­chen­kanz­lei pre­di­gen – beim IS, den de facto der Wes­ten ins Leben geru­fen hat. Die Ursa­chen lie­gen schon gar nicht bei Religionen.

Ter­ror sieht keine Reli­gion – so wie der Amok-Läu­fer oder der Kriegs­sol­dat keine ver­traute soziale Umge­bung wahrnimmt.

AMOKLÄUFER, sie waren Täter. JA – sie waren auch des­ori­en­tierte und radi­ka­li­sierte 17-Jäh­rige, die ohne per­sön­li­che Per­spek­tive ihrer Außen­sei­ter­rolle unter­la­gen. Sie waren Außen­sei­ter – Men­schen, die die Gesell­schaft irgend­wann und irgendwo in eine Außen­sei­ter­rolle an den Rand drängte wie unter­schied­lich auch die ein­zel­nen Schick­sale oder Ursa­chen waren. Sie waren die Ver­damm­ten ihrer Opfer und gleich­zei­tig Miss­brauchte der eigent­li­chen Ter­ror- und Amok-Initiatoren.

Krie­ger braucht das Land!

UNTERDESSEN – das Abend­land braucht Kämp­fer. Es gilt die Frei­heit in bal­ti­schen Pro­vin­zen und der faschis­ti­schen Ukraine zu ver­tei­di­gen. Kämp­fer wer­den pro­du­ziert wei­ter an allen Ecken und Enden – so auch für die Bun­des­wehr. Und – egal, wo sich diese Kämp­fer dann befin­den, egal mit wel­che “Kampf­ei­gen­schaf­ten” sie dann aus­ge­stat­tet sind – sie sind in jedem Fall radi­ka­li­siert, um nicht zu sagen in irgend einer Form traumatisiert.

WENN DIE BUNDESWEHR 17-jäh­rige Men­schen zu den Waf­fen ruft, wenn die Bun­des­wehr an Tagen der offe­nen Tür mit­ten in unse­ren Städ­ten den Kin­dern Pan­zer und mör­de­ri­sche Waf­fen rei­ße­risch prä­sen­tiert, sehen wir dann nicht auch Akte der Radi­ka­li­sie­rung von jun­gen Menschen?

Sie züch­ten erst Kin­der­sol­da­ten und wenn diese danach noch leben, die Kampfmaschinen.

WÄRE DAS NICHT eine unzu­läs­sige – gesell­schaft­lich legi­ti­mierte – Radi­ka­li­sie­rung von Kin­dern und Jugend­li­chen, die die Fol­gen ihrer neuen Träume (Trau­mata?) noch gar nicht erfas­sen können?

TROTZDEM, des­we­gen und nicht ver­ges­sen – wäh­rend die Waf­fen­fa­bri­kan­ten wei­ter unge­zü­gelt an Werk­zeu­gen des Todes pro­fi­tie­ren – geht das Wer­ben von radi­ka­li­sier­ten Kämp­fern wei­ter. Es pas­siert auf allen Sei­ten – bei der IS, bei Armeen, bei neu-rech­ten Natio­na­lis­ten, bei ver­ant­wor­tungs­lo­sen, macht-gelei­te­ten Men­schen ohne Moral.

AUCH IN DEUTSCHLAND – so bei der Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin im Juli 2016. Bun­des­wehr­sol­da­ten las­sen sich nach Wor­ten von Ursula von der Leyen (CDU) nur noch über Moti­va­tion füh­ren (Quelle: Die Welt – Arti­kel: “Patri­ar­chen kom­men in Bun­des­wehr nicht weit” – 30.06.2016). Das war ihre Aus­sage vor der “Inne­ren Füh­rung” der Bun­des­wehr – ihrer Spe­zi­al­ab­tei­lung für “Poli­ti­sche Ver­wal­tung, geis­tige Ver­wir­rung, Instruk­tion, Stim­mungs­ma­che und ideo­lo­gi­sche Kriegs­füh­rung” – zu deren 60. Jahrestag.

DIE OBERSTE “MUTTI” des Mili­tärs hatte es erfasst. So gewinnt man Sol­da­ten. Denn wer hat schon gern einen Job mit Tötungs­po­ten­tial. Zum Töten aber muss man radi­ka­li­siert sein. Und – alle benö­ti­gen gewalt­be­reite Sol­da­ten – sonst wären es keine taug­li­chen Soldaten.

Es bleibt nur die Frage nach der Art von Moti­va­tion, die gemeint ist.

ÜBER TAUSENDFÜNFHUNDERT 17-Jäh­rige wur­den im Jahr 2015 von der Bun­des­wehr an der Waffe aus­ge­bil­det (Quelle: Quelle: Netzfrauen.org – Arti­kel: “Kin­der im Visier der Bun­des­wehr” – 06.06.2016). Inter­es­sant würde es, wenn man von genau die­sen Min­der­jäh­ri­gen die MOTIVE unter­sucht. Das, was wir an Moti­ven ana­ly­sie­ren wür­den – soll­ten es nicht zuerst ehren­hafte Motive im Sinne der Frie­dens­er­hal­tung sein? Wurde doch auch durch Poli­ti­ker so tref­fend seit dem Jugo­sla­wien-Krieg der Begriff “Kriegs­ein­satz” regel­mä­ßig in “Frie­dens­mis­sion” vor­täu­schend umgekehrt.

Neu­es­ter Stand im März des Jah­res 2024: “Trotz gegen­tei­li­ger Ver­ein­ba­run­gen ist der Anteil an 17-Jäh­ri­gen unter den neuen Rekru­ten der Bun­des­wehr gestie­gen. Wie aus einer Über­sicht des Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums her­vor­geht, waren 10,6 Pro­zent der Sol­da­ten zum Zeit­punkt ihrer Ein­stel­lung erst 17 Jahre alt” (Quelle: Bun­des­wehr: Jeder zehnte neue Sol­dat ist min­der­jäh­rig).

DAS BILD DER BUNDESWEHR nimmt man wie folgt wahr. Auf ihrer Web­site wird der JOB eines Ange­hö­ri­gen der Bun­des­wehr zual­ler­erst ver­kauft bzw. ver­mark­tet. Das Sam­meln von Kano­nen­fut­ter nennt man “Rekru­ting”. Mis­sion, Ehre, Frie­den – Begriffe zur Stif­tung eines huma­nis­ti­schen Auf­tra­ges in der Bun­des­wehr ste­hen erst­mal nicht im Vor­der­grund. Man fin­det auch keine pri­märe Rolle die­ser Begriffe im Diensteid.

GENAUSO würde es sich auch bei Ana­ly­sen der Motive die­ser über tau­send­fünf­hun­dert Min­der­jäh­ri­gen aus dem Jahr 2015 wider­spie­geln. Sie sind die Essenz der waf­fen­lie­ben­den jun­gen Garde. Ehren­hafte Motive wer­den bei Ihnen Sel­ten­heits­wert haben.

FÜR SIE GEHT ES vor­wie­gend um Aben­teuer – viel­leicht um Kame­rad­schaft, die sie im bis­he­ri­gen Umfeld nicht vor­fan­den. Oft geht es nur um einen Job und viel­leicht auch ganz ein­fach nur darum, mal mit einer “Knarre” umzu­ge­hen. Man muss ja nicht unbe­dingt und auf Dauer zur Armee. Wer weiß, wofür das spä­ter Alles gut ist.

DAS ABENTEUER wird sich die­sen Min­der­jäh­ri­gen in einer grau­sa­men Welt des Krie­ges aber NIE bie­ten. Höchs­tens Tod und psy­chi­sche Trauma wür­den sie ern­ten. Noch nicht ein­mal ihr Selbst­wert­ge­fühl würde sich ver­stär­ken. Denn – was für eine Art “Vater­land” wäre das schon, für das sie ihren Arsch hin­hiel­ten, das aber nicht in der Lage ist, Kriegs­ur­sa­chen zu erfas­sen und Kriege in ihrer Ent­ste­hung zu verhindern.

DIESE EINSCHÄTZUNG ent­springt nicht nur Erfah­run­gen. So zeigt sich auch aus heu­ti­ger Sicht eine abso­lute Untaug­lich­keit von Krie­gen. Trotz­dem – eine schon jah­re­lange extrem gefähr­li­che “Nach-Vorne-Stra­te­gie” der Kriegs­mi­nis­ter der NATO kenn­zeich­net unsere Zeit.

Vision einer Armee?

DIE UNTERNEHMENSPHILOSOPHIE der Bun­des­wehr wird garan­tiert durch die “Innere Füh­rung“. Kern ihrer pro­pa­gier­ten Kampf­phi­lo­so­phie ist gelebte Kame­rad­schaft – ihr dem­ago­gi­scher Schlüs­sel zum Gehirn eines jeden Sol­da­ten. Diese Phi­lo­so­phie garan­tiert auch neues Per­so­nal mit zumin­dest im Geist radi­ka­li­sier­tem Potential.

OHNE RADIKALISIERUNG des Gehirns – einer abso­lu­tis­ti­schen Fähig­keit zum Han­deln ohne Nach­den­ken – gewinnt man kein Gefecht – schon gar nicht gegen Russ­land. Es geht nur um Sein oder Nicht­sein. Dinge wie Basis­de­mo­kra­tie haben da kei­nen Platz. Befehle sind nur umsetz­bar bei blin­dem Gehor­sam. Für ein Nach­den­ken über Sinn, Unsinn, Gerech­tig­keit und Moral eines Befeh­les bleibt kein Raum für den Sol­da­ten. Das ist der ewige Fluch, der über ihm lastet.

UND – sie, die 17-Jäh­ri­gen den­ken, mit der “Knarre” in der Hand könn­ten sie im Leben bestehen – ihr Gehirn würde für immer geeicht sein zum Sieg mit­tels Gewalt – egal, wer der Feind auch ist – egal ob in Uni­form oder in Zivil. Radi­ka­li­sie­rung nimmt ihnen die Angst und gibt ihnen ver­meint­lich die Macht über Alles.

SEHEN WIR DIE REALITÄT. Fehl­ge­lei­tete Kin­der­sol­da­ten, Krie­ger Ihres Glau­bens, Amok­läu­fer und Sol­da­ten – Objekte der Begierde egal wel­cher Frak­tion – wer­den immer an den Rand der gesell­schaft­li­chen Teil­habe gedrängt, in dem sie radi­ka­li­siert wer­den. Es geschieht so oder so – um in einem Akt von Selbst­ver­tei­di­gung, Selbst­ver­zweif­lung oder im Gefecht bei Angriff und Ver­tei­di­gung töten zu können.

NATÜRLICH – Sol­da­ten ste­hen auf einer ande­ren Stufe, einer gesell­schaft­lich über­wie­gend tole­rier­ten Stufe – aber, sie unter­lie­gen dem glei­chen Dilemma, wie alle zuvor Erwähnte. Wenn der Befehl oder die Ein­ge­bung kommt, unter­lie­gen sie in ihrer Psy­che der zwang­haf­ten Pflicht zum Handeln.

SUCHT NICHT nach den Waf­fen­la­gern – son­dern sucht nach den Fabri­kan­ten des Todes, sucht nach ihren Lob­by­is­ten, sucht nach den Pro­fi­teu­ren, die Afrika und Asien eine Ewig­keit lang unend­lich aus­beu­te­ten, sucht nach den Kor­rup­ten und Finanz­haien und sucht nach den Wur­zeln sozia­ler Aus­gren­zung von Flüch­ten­den, Leid­tra­gen­den, Armen, Obdach­lo­sen, Gestran­de­ten, welch Anders­ge­ar­te­ten oder Anders­den­ken­den auch immer.

ES BETRIFFT UNS ALLE – unsere heu­ti­gen Pro­bleme mit Gewalt­be­rei­ten wel­cher Form auch immer – es sind unsere Pro­bleme einer zuneh­mend ver­kom­me­nen Moral des Abend­lan­des. Die Frage, → wem Ter­ror nützt und wem Gewalt nützt, ist eng ver­bun­den mit der Frage, wem Kriege nüt­zen. Ihr Part­orgs der → Poli­ti­schen Klasse des neuen → Mili­ta­ris­mus – wie lange kann eure Rat­lo­sig­keit und Läh­mung noch Bestand haben? Arbei­tet am sozia­len Frie­den in einer Welt ohne krie­ge­ri­sche Waffen!

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Hin­weis: Erst­ver­öf­fent­li­chung am 25.07.2016 unter The Huf­fing­ton Post (als die­ses Blatt noch ein ande­res, unab­hän­gi­ges Image hatte)

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